Fehlerhafte Berechnung der Rückbaukosten von WEAs (23.10.2018)

Für die Rückbaukosten von Windernergieanlagen (WEA) wird von den Projektierern und auch von der Stadt Gladenbach eine Annahme von 1000 € je Meter Nabenhöhe angesetzt. Damit kommt man zu völlig unrealistischen, nämlich viel zu geringen Ergebnissen.

Dieser linearen Abhängigkeit der Kalkulation von der Nabenhöhe widersprechen elementare Bedingungen der Physik und der Mathematik.

WEAs sind körperliche, das heißt dreidimensionale Objekte.
Hier gelten die sogenannten Modellgesetze: Nimmt man als Bezug ein beliebiges körperliches Objekt, z. B. einen Würfel 1 mit der Kantenlänge „a“ und erstellt danach einen ähnlichen Würfel 2 mit der Kantenlänge „2a“, so gelten dann folgende Bedingungen:

  1. Alle Längen vergrößern sich linear um den Faktor 2
  2. Alle Flächen vergrößern sich quadratisch, d. h. um den Faktor 2² = 4
  3. Alle Volumen vergrößern sich kubisch, d. h. um den Faktor 2³ = 8

Belastungskräfte wirken in der Fläche, deshalb sind Muskelkräfte abhängig vom Muskelquerschnitt und die Zug- und Druckfestigkeiten von technischen Bauelementen werden immer als Kraft/Flächeneinheit, z. B. als Kilo-Newton pro Quadratmillimeter [kN/mm²] angegeben.
Daraus folgt, dass der Würfel 2 viermal so hoch als der Würfel 1 belastet werden kann. Gewichte und Massen sind volumenabhängig,

Daraus folgt, dass der Würfel 2 achtmal so schwer ist wie Würfel 1.

Nun sind WEAs keine Würfel und man baut keine großen WEAs als lineare Vergrößerungen der kleineren Anlagen. So kann man die vorgenannten Erkenntnisse über die Würfel nicht eins zu eins auf WEAs übertragen, sondern man muss die aktuellen Bedingungen wie Konstruktion und Standortbedingungen der Anlagen berücksichtigen.Das setzt aber die Modellgesetze nicht außer Kraft, vielmehr liefern sie für eine erste Abschätzung der Verhältnisse eine gute Annäherung.

So mögen die Annahmen zu den Rückbaukosten von 1000 € je Meter Nabenhöhe bei WEAs mit ca. 50 Metern ein guter Wert sein. Bei WEAs mit Nabenhöhen von 180 Metern liegt man damit völlig falsch. Das Verhältnis der linearen Werte von großer zu kleiner Anlage ist dabei 3,6. So wären die Massen der 180-Meter-Anlage ca. 45 bis 50 (= 3,6³) mal so groß wie bei der 50-Meter-Anlage. Die Belastbarkeit würde aber nur um etwa den Faktor 13 (= 3,6²) steigen. Das kann bedeuten, dass man gewisse Bauteile noch besonders verstärken müsste, was eine weitere Massenerhöhung bedeuten kann, wenn man nicht durch Leichtbauverfahren Massen einsparen kann.

Egal, wie genauere Berechnungen des realen Rückbauaufwandes ausfallen, das Ergebnis ist auf alle Fälle ein Vielfaches von dem Wert, der mit der unzulänglichen Formel von 1000 € je Meter Nabenhöhe ermittelt wird!

Günter Krantz, 23.10.2018